Vorstellungsgespräch Teil 1:
Berufliche Stärken/Schwächen – sinnvolle oder unnötige Frage im Interview?
Dies kennst du sicher aus deiner HR-Praxis: die Linie möchte Kandidatinnen zum ersten Vorstellungsgespräch einladen. Gemeinsam habt ihr mögliche Fragen besprochen und du hast einen Fragekatalog erstellt. Am Tag X führst du gekonnt durch das Gespräch. Bald einmal kommt ihr zur Frage: «was sind Ihre beruflichen Stärken?». Selbstverständlich wird diese Frage souverän beantworten (Google sei Dank). Es folgt die obligatorische Anschlussfrage: «was sind Ihre beruflichen Schwächen?». Wusstest du, dass 90 bis 95% aller Bewerbenden bei dieser Frage folgende Antwort geben: «ich bin ungeduldig»? Für mich ist dies eine nichtssagende Antwort, denn jeder Mensch ist irgendwann im Verlauf des (Arbeits-)Tages ungeduldig; und dies sage ich den Kandidaten und verlange eine andere Antwort.
Zu Beginn meiner HR-Tätigkeit stellte ich, wie einmal erlernt, diese beiden Fragen ebenfalls. Schnell merkte ich, dass mir die Aussagen der Kandidatinnen zu wenig authentisch waren.
Ich wollte mehr wissen; die «echte» Persönlichkeit hinter der «äusseren» Fassade kennenlernen. Und ich wollte feststellen, ob diese Person mit ihrem Charakter wirklich in die Unternehmung, zum Vorgesetzten, zum Team passt.
Heute stelle ich lieber Fragen über sein/ihr Verhalten in gewissen Arbeitssituationen respektive im Arbeitsumfeld. Und es gibt viele interessante Fragen, um Stärken wie Schwächen herauszufinden, ohne diese beiden spezifischen Fragen zu stellen.
In meiner fast 25-jährigen Tätigkeit als Rekrutierungsspezialistin stelle ich fest, dass nicht «Google-bare» Fragen respektive Antworten eine Herausforderung sein können für Bewerbende. Ferner stelle ich in Erstinterviews gerne W-Fragen, denn diese halten die Gesprächsspannung hoch und der/die Bewerbende muss mehr überlegen, bevor er/sie eine Antwort gibt. Sie eignen sich ebenfalls hervorragend, um möglichst viel über eine Person, ihr Verhalten und ihre Arbeitsweise sowie ihren Mehrwert für die Firma zu erfahren.
Fazit: Mit den richtigen Fragen erhalte ich ein gutes Bild über die Person und ihre Passgenauigkeit zur ausgeschriebenen Funktion.
Wie ist es bei dir? Bist du Vollprofi in Sache Vorstellungsgespräche und stellst diese beiden Fragen ebenfalls nicht mehr? Wie ist es mit deinen Linienverantwortlichen; ermunterst du sie andere Fragen zu verwenden?
Falls du dir überlegst deine Gesprächstechniken zu verfeinern oder dein Fragekatalog zu optimieren, stehe ich dir als Mentorin gerne zur Verfügung. Nutze mein umfangreiches Wissen und Können für deine Berufspraxis und zur Weiterentwicklung deiner HR-Professionalität. Mehr Informationen dazu findest du unter www.hr-zentral.ch oder www.at-work-4-you.ch.
Ich freue mich auf deinen Kontakt; bis bald!
Kathrin Hunkeler-Kämpf
Personal-Fachfrau mit eidg. FA &
Dipl. Coach/Supervisorin in Organisationen BSO
- Mitbegründerin von HR-Zentral.ch
- Inhaberin/Geschäftsführerin von AT WORK 4 YOU Hunkeler K., Nebikon